Kurzbiografie

Josef Pröll

Josef Pröll war der Ehemann von Anna. Während Anna im Augsburger Stadtteil Pfersee aufgewachsen ist, wuchs Josef im "Armenviertel" Augsburgs auf. Das "Stadtbachquartier", wie es genannt wurde, befand sich in der Nähe des Gebietes, in dem sich heute die Augsburger Papierfabrik (ehem. Haindl-Papierfabriken) befindet. 


Großer Familienverbund:
Josef wuchs mit sieben Geschwistern auf. Die Metallarbeiter (Josef war gelernter Dreher) verdienten im Gegensatz zu den Textilarbeitern damals wesentlich weniger. Die Pröll-Kinder fuhren oft am Wochenende mit dem Leiterwagen bis nach Pöttmes, um Kartoffeln zu holen. Der Vater verstarb früh.

Die Armut war groß:
Die Armut im Augsburger "Stadtbachquartier" war groß. Die Brüder Fritz, Alois und Josef Pröll waren strikte Nazigegner. Zunächst trafen sie sich im "Kommunistischen Jugendverband" und hatten intensiven Kontakt zu Beppo Wager. Er war Mitglied der SPD und gründete später die »Revolutionären Sozialisten« in Augsburg. Josef und Beppo Wager pflegten den Kontakt zueinander, auch wenn es in den Führungsgremien ihrer Parteien wenig Gemeinsamkeiten zwischen SPD und KPD gab. 

Fritz Pröll war der erste innerhalb der Familie, der von den Nazis verhaftet wurde (siehe Kurzbiografie Fritz Pröll). Josef Pröll gehörte zu den ersten Verhafteten in Augsburg. Zusammen mit Hans Ächter und vier weiteren Nazigegnern wurden sie zunächst in das Gefängnis Aichach gebracht.

Hausdurchsuchungen:
Zuvor musste die Familie mehrere Hausdurchsuchungen über sich ergehen lassen. Mutter Maria machte sich die größten Sorgen um das Leben ihrer Kinder. Sie selbst war nie politisch engagiert. So lange ihr Mann noch lebte, waren sie in der christlichen Arbeitnehmerbewegung in Augsburg aktiv. 

Wegen der schlechten Behandlung im Gefängnis Aichach führte die Gruppe einen Hungerstreik durch. Das Ergebnis war, dass sie sofort in das KZ Dachau überstellt wurden, das am 22. März 1933 eröffnet worden war. Josef Pröll bekam dort die Häftlingsnummer 1216.

Mehr als 8 Jahre KZ:


Insgesamt war Josef Pröll 8 1/2 Jahre in den Konzentrationslagern Dachau, Natzweiler und in Buchenwald. Während er überlebte und die Befreiung durch die Amerikaner im KZ Buchenwald erlebte, starben seine Brüder Fritz und Alois eines »gewaltsamen« Todes«, wie es in den Unterlagen heißt. Er selbst war Mitglied der Internationalen illegalen Widerstandsbewegung in Natzweiler und in Buchenwald. Als die Amerikaner in der Nähe des Konzentrationslagers Buchenwald waren, halfen sie, als bewaffnete Häftlinge, aktiv mit, das Lager zu befreien. 

Josef starb »Organisch gesund« am 27. März 1984 in Augsburg. Vor allem in der Nacht hatte er schwere Albträume. Seine Erlebnisse in den Konzentrationslagern holten ihn im Alter wieder ein. So wie viele Häftlinge der Konzentrationslager starb er an den Folgen seiner Erlebnisse, die er nie überwinden konnte. 

Auf Antrag der "Stolpersteininitiative Augsburg" wurden in Augsburg für Alois Pröll und Fritz Pröll Stolpersteine verlegt. Für Josef Pröll wurde der beantragte Stolperstein von der Stadt abgelehnt, weil er überlebt hat.