Grußwort für die Namensgebung der neu erbauten „Anna-Pröll-Mittelschule Gersthofen“

 

 

 

Das Präsidium der Lagergemeinschaft Dachau gratuliert der neuen Mittelschule Gersthofen zu ihrer Entscheidung für die Namensgebung.

 

 

Anna Pröll war im Alter der heutigen Schülerinnen und Schüler dieser Schule, als sie 1932 aus großer Sorge um die politische Situation in Deutschland in den Kommunistischen Jugendverband eintrat und gegen die Nazis kämpfte. Die jungen Menschen schrieben Parolen wie „Hitler bedeutet Krieg“ an Häuserwände und verteilten Flugblätter mit dem Text „Duldet die faschistischen Tyrannen nicht!“

 

Schon 1933, mit 17 Jahren, wurde Anna während einer Razzia der Nazis gefasst und kam für zwei Jahre ins Frauengefängnis Aichach in Einzelhaft, danach ins KZ Moringen, aus dem sie erst nach anderthalb Jahren nach Augsburg entlassen wurde.

 

 

Nach dem Tod ihres Mannes, der ebenfalls als Widerstandskämpfer in KZ-Haft gewesen war, trat Anna Pröll als Zeitzeugin auf, wurde viel eingeladen, um von ihrem Leben im Widerstand zu berichten.

 

Als Rektorin der Montessori-Schule Wertingen habe ich Anna Pröll und ihren Sohn Josef am 17. März 2003 zu uns in die Schule eingeladen. Sie war die letzte noch lebende Zeugin des Augsburger Widerstands gegen Hitler und das Nazi-System.

 

 

Wir baten Josef Pröll, den Schülerinnen und Schülern der 7. bis 10. Klassen sowie Eltern und Lehrkräften seinen Film über seine Mutter „Anna, ich hab Angst um dich“ im Forum der Schule zu zeigen, um dann mit ihr und ihm ins Gespräch zu kommen.

 

Anna Pröll, die damals 86 Jahre alt war, hat die Jugendlichen und uns Erwachsene sehr beeindruckt. Voller Bewunderung und hoch konzentriert ließen wir uns von der Darstellung ihres Lebens in den Bann ziehen.

 

 

Einige Jugendliche stellten etwas beschämt fest, dass sie sich – ähnlich alt wie Anna damals – nicht so viele Gedanken um die politische Situation in Deutschland machen würden und dass sie gerade das an Anna Pröll so bewunderten. Und ein Schüler äußerte: „Dass Sie sich nicht haben beirren lassen, als Sie nach dem Krieg merkten, dass Ihr Widerstand gar nicht so stark anerkannt wurde – das finde ich toll.“

 

 

 

Ingeborg Müller-Hohagen, Mitglied im Präsidium der Lagergemeinschaft Dachau

 

Jürgen Müller-Hohagen, Vizepräsident der Lagergemeinschaft Dachau